
Aryan Dokht zu Gast bei Erik Broekhuijsen
Ein zentraler Aspekt beim Markteintritt in die Vereinigten Staaten ist die Eröffnung eines US-amerikanischen Geschäftskontos. Es bildet die Grundlage für sämtliche Finanztransaktionen – vom Zahlungseingang bis zur Rechnungsbegleichung.
Heute spreche ich darüber mit einem echten Experten auf diesem Gebiet: Aryan Dokht, ein erfahrener US-Banker. Er gibt Einblicke in die Funktionsweise des amerikanischen Bankensystems und erklärt, worauf europäische Unternehmer achten müssen, wenn sie ihre Bankgeschäfte in den USA aufbauen wollen.
Im Gespräch gehen wir auf zentrale Fragen ein wie:
Welche Voraussetzungen gelten für die Eröffnung eines Geschäftskontos?
Welche Unterlagen werden benötigt?
Und wie unterscheidet sich das amerikanische Bankwesen vom europäischen?
Jetzt das Interview ansehen: [Video]
Erik: Wenn man in Amerika Geschäfte machen will, kommt man ziemlich schnell auf ein Bankkonto. Denn ja, man muss bezahlen und bezahlt werden. Deshalb freue ich mich, dass ich heute als Gast habe: Aryan Dokht, ein echter amerikanischer Banker. Und ich werde ihm natürlich ein paar Fragen stellen, wie das genau funktioniert. Arjan, willkommen in den Niederlanden. In Baarn.
Aryan: Ja, auf jeden Fall.
Erik: Woher kommst du denn?
Aryan: Also, in den Niederlanden aufgewachsen und dann 2001 in die USA gezogen und dort mein Studium gemacht. Und Comerica Bank brauchte eigentlich jemanden, der Niederländisch sprechen konnte, weil wir schon ein paar niederländische Kunden hatten, aber auch eine europäische Abteilung. Also arbeiten wir auch mit vielen anderen europäischen Ländern. Und das war eine schöne Gelegenheit, ein paar Mal im Jahr wieder zurückzukommen. Denn für uns ist es auch wichtig, die Muttergesellschaften zu besuchen. Denn eine Beziehung aufzubauen und die Tochtergesellschaft in den USA zu unterstützen – man möchte doch in der Nähe des Eigentümers sein, der die Entscheidungen trifft für die Strategie in den USA. Daher sind wir ein paar Mal im Jahr hier.
Erik: Ja, schön, dass du das schon erwähnst. Dass das Mutterunternehmen in den Niederlanden sitzt, ist natürlich ziemlich kompliziert. Wir helfen ja Unternehmen beim Start in Amerika und dann beim Wachstum, aber man fängt eigentlich mit nichts an. Wie löst man das als niederländischer Unternehmer?
Aryan: Ja, also. Es ist immer so, zumindest was wir oft sagen ist… In Amerika gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Und wenn man schaut, dass man ein bisschen diverseren Umsatz will, nicht nur in Europa, sondern weltweit, dann sieht man ziemlich schnell, dass Amerika schon etwas hat, das für niederländische Eigentümer attraktiv sein kann. Und daher raten wir das oft. Also, es gibt einige Schwierigkeiten, etwas in Amerika aufzubauen, aber wenn man es einmal gut eingerichtet hat, läuft es bei vielen Unternehmen sehr gut.
Erik: Wie funktioniert dieses Bankensystem? Es ist natürlich etwas anders in Amerika. Fast jeder hat mal so einen Scheck per Post bekommen. Da stehen manchmal bizarre Beträge drauf. Und was siehst du da jetzt? Denn iDeal kennen wir dort nicht. Aber was kennt man dort? Wie zahlt man letztlich?
Aryan: Ja, es gibt also fünf verschiedene Zahlungsarten in den USA. Schecks gibt es dort noch, und das Problem in den USA ist, dass es auch – und deswegen gibt es die Schecks noch – viele Menschen gibt, die kein Bankkonto haben, auch Unternehmen, die kein Konto haben. Wenn man sie bezahlen will, ist der einzige Weg oft ein Scheck. Und der Grund, warum sie kein Konto haben, ist, dass wenn man mit dem Konto schlecht umgeht, schließen amerikanische Banken es einfach. Aber es gibt auch ein System für andere amerikanische Banken, die alle sehen können, warum du kein Konto mehr haben darfst. Weil du Dinge gemacht hast, die für US-Banken nicht akzeptabel sind. Zum Beispiel ein negatives Guthaben für ein paar Wochen – dann schließen sie einfach alles, und dann stehst du im System, und du kannst kein Konto mehr eröffnen. Das ist also auch sehr wichtig. Wenn du ein Konto in den USA eröffnen willst, musst du sicherstellen, dass immer ein guter Betrag darauf ist, sonst bekommst du schnell Probleme.
Erik: Wie heißt genau die Bank, bei der du jetzt arbeitest?
Aryan: Ich arbeite für Comerica Bank.
Erik: Das ist schon eine ziemlich alte Bank.
Aryan: Das ist eine sehr alte Bank. Wir sind dieses Jahr 175 Jahre alt, haben in Detroit angefangen. Und es war eigentlich im Keller einer Kirche, denn damals wurden viele Banken einfach in einer Bar eröffnet. Und der Grund dafür war, wenn man seinen Lohn bekam, kaufte man direkt ein Getränk, und dann hatte man plötzlich kein Geld mehr für die Familie. Deshalb gründete man die Bank als Detroit Savings Bank, im Keller einer Kirche, um zu verhindern, dass die Leute alles sofort ausgeben und am Ende der Woche noch etwas Geld haben.
Erik: Ja, großartig! Tolle Geschichte, in der Bar anfangen. Wir haben natürlich jeden Tag mit Unternehmern zu tun, die nach Amerika wollen, und am Anfang haben sie die ganzen Basisfragen, über die wir eben gesprochen haben. Konto eröffnen, zahlen, Geld empfangen. Aber wie läuft das dann, wenn sie zum Beispiel eine neue Fabrik für fünf Millionen bauen oder vielleicht ein Unternehmen übernehmen wollen – helft ihr auch bei solchen Dingen?
Aryan: Ja, auf jeden Fall. Und das ist wahrscheinlich unser wichtigster Rat: eine Übernahme oder Fusion zu machen in den USA, um direkt durchzustarten, wenn man in den USA etwas aufbauen will. Dann hat man schon ein Team usw. Und wir als Bank können da helfen, mit Investmentbanking und auch bei der Finanzierung der Übernahmen. Und in einigen Fällen arbeiten wir auch mit ING und der Rabobank zusammen, um das zu finanzieren.
Erik: Ja, du hast mir im Vorgespräch schon mal erzählt: du kannst etwas mit der niederländischen Kreditbewertung machen. Das kennen wir so nicht – eine Art Übersetzung. Kannst du das erklären? Denn Amerikaner leben nach ihrer Credit Score, oder?
Aryan: In den USA gibt es eine Credit Score, die liegt zwischen 500 und 840, und eine gute liegt bei 700. Aber in den USA ist es sehr wichtig, eine Historie zu haben. Du kannst nicht einfach bei 700 anfangen. Du fängst normalerweise bei 550 oder 600 an. Und das musst du dann über Zeit aufbauen – das dauert etwa 18 Monate. Aber wir können auch auf das Mutterunternehmen schauen oder mit einer der niederländischen Banken zusammenarbeiten, um in den USA sofort eine Art Kreditwürdigkeit zu schaffen.
Erik: Eine Art Soft Landing-Programm, aber mit der Bank. Super! Was merkst du nun? Du machst das ja nicht erst seit gestern. Worüber stolpern die Leute als Erstes? Wenn sie dich anrufen, sind sie in guten Händen, aber was für Probleme siehst du in der Praxis?
Aryan: Eines der größten Probleme mit Banken ist – und das betrifft uns auch ein wenig – Compliance ist natürlich sehr wichtig. Das hast du hier in Europa auch: Compliance mit „Know Your Customer“, was wir KYC nennen. Die meisten US-Banken verstehen Europa einfach nicht. Es gibt in den USA schon so viel Geschäft, dass sie keine europäische Abteilung haben. Und ein erstes Problem ist: In den USA muss auch auf dem Geschäftskonto ein privater Inhaber stehen, also eine Person mit ihrer eigenen Credit Score. Die hilft dann beim Eröffnen des Geschäftskontos. Bei uns ist das nicht nötig – wir können mit lauter Niederländern arbeiten, die alle auf dem Konto stehen dürfen. Das ist etwas Besonderes. Das andere Problem für niederländische Firmen ist, dass man in den USA persönlich zur Bank muss. Also persönlich alles unterschreiben, sich zeigen. Man kann zwar einfach hinreisen, aber wenn das Unternehmen wächst und man plötzlich neue Leute einstellen muss oder sich etwas ändert, dann muss man wieder von den Niederlanden in die USA fliegen, um vor Ort etwas am Konto zu ändern. Bei uns ist das nicht nötig – das geht alles auch aus den Niederlanden.
Erik: Und ja, heute geht natürlich auch viel online. Ich nehme an, bei euch geht das auch? Diese Frage bekommen wir regelmäßig. Muss ich für jeden Scheck oder jede Überweisung nach Houston oder Miami fliegen?
Aryan: Es gibt bei uns Lösungen, und auch andere Banken können das. Du kannst mit deinem Handy – wir sind auch als App in den Niederlanden verfügbar – einfach die App herunterladen. Wenn der Scheck in den Niederlanden ankommt, machst du ein Foto davon und kannst ihn direkt auf dein Konto einzahlen. Am nächsten Tag ist der Betrag auf dem Konto.
Erik: Ja, ich denke, das ist ein schöner, positiver Abschluss für dieses Interview. Denn einer der Gründe, warum man in Amerika Geschäfte macht, ist: bezahlt werden. Und bei euch ist man da in guten Händen, um sogar mit dem Handy einen Scheck einzulösen. Vielen Dank für das Gespräch.
Aryan: Herzlichen Dank!
Kontaktinformationen Aryan Dokht
Aryan Dokht
Senior Vice President TX – RM
Foreign Multinational Corporations – Europe
Comerica Bank
2 Riverway, Suite 1400, Houston
Mobil: +1 214 405 2456
E-Mail: aadokht@comerica.com
LinkedIn: linkedin.com/in/aryan-dokht-5112054
Als Deutscher ein Unternehmen in den USA gründen?
Das Team der Van Holland Group steht Ihnen zur Seite. Wir unterstützen Sie Schritt für Schritt beim erfolgreichen Markteintritt in die Vereinigten Staaten – mit persönlicher Beratung und praxisnaher Begleitung.
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in US-Dollar-Geschäftskonto eröffnen – wie funktioniert das?
Die Eröffnung eines Geschäftskontos in den USA ist auch möglich, ohne selbst in die Vereinigten Staaten zu reisen. Eine ordnungsgemäße Registrierung Ihres Unternehmens – zum Beispiel als INC oder LLC – sowie Ihre Employer Identification Number (EIN) sind in der Regel ausreichend, um den Antrag auf ein Bankkonto zu stellen.